500 Jahre Täufertum

In diesem Jahr 2025 feiert das Täuferum sein 500 jähriges Bestehen. Das Programm ist so divers und reichhaltig wie das Täufertum. Widersprüche sind erlaubt da unvermeidbar ;-). Oft geht vergessen, dass das Täufertum von Anfang an divers war – Polygenese heisst der Fachbegriff für eine Bewegung, die geographisch, zeitlich und inhaltlich versch(r)oben war. Ein Blick aus der Nähe lässt ahnen, dass sie es immer noch ist. Wie eine Wiese auf unebenem und ungleich beschaffenem Boden. Da wächst allerhand, es wächst nicht überall gleich und es riecht und zeigt sich auch unterschiedlich, mehr oder weniger angenehm.

Jetzt, 500 Jahre nach den Anfängen in Zürich und aber auch in den Niederlanden, ist das was den frühen Reformatoren mit ihren Obrigkeiten sehr rasch zu einem Dorn im Auge und im Fleisch wurde, nicht mehr vorwiegend in Mitteleuropa zu finden, auch nicht in Nordamerika, wo es im 19. und frühen 20. Jahrhundert zunahm, sondern in der südlichen Hemisphäre, wo es mit allerhand Widerwärtigkeiten zu kämpfen hat.

Die Täufer des 16. Jahrunderts waren zwar ein Gewächs der Reformation, aber waren genau genommen weder Protestanten noch Katholiken (Heute sagen einige von uns gerne: sowohl als auch). Rund 400 Jahre nach den Waldensern in Südfrankreich wagten es die Täufer – welche zu Beginn Wiedertäufer genannt wurden aber heute in der Regel die Wiedertaufe nicht praktizieren, – aus der Machtkirche auszubrechen. Ihr Problem mit der Kirche war nicht nur der Ablasshandel und die Messe oder die Bilder, sondern und besonders die Macht und die mit ihr einhergehende Gewalt. Ihr Hauptargument war die Religions- und Gewissensfreiheit, was einerseits die Trennung von Kirche und Staat nach sich zieht und gleichzeitig die Frage nach den Mitteln stellt: Mit Gewalt oder gewaltlos? Für die Zürcher Täufer war klar: ohne Gewalt, denn Gewalt steht im Widerspruch zum Anspruch den sie mit Verweis auf das Evangelium stellen. Sie wussten, was der österreichische Psychiater Friedrich Hacker zu Beginn des 20. Jahrhunderts feststellte: Gewalt ist das Problem, als dessen Lösung sie sich ausgibt.

Waren die Täufer Staatsfeinde, wie manche es verstanden, z.B. auch in Antwort auf den Zwingli-Film? Die mittelalterlichen Obrigkeiten waren dieser Ansicht und ihre Angst war nicht unbegründet, denn die Täuferbewegung breitete sich aus wie ein Lauffeuer, vor allem unter den verarmten und ausgebeuteten Bauern, aber nicht nur. Da sah sich die etablierte Herrschaft und ihre Ordnung bedroht. Fest steht: Gewaltlose Bewegungen aller Zeiten wurden immer mit Gewalt bekämpft. Bedroht die Gewaltlosigkeit die bestehenden Machtverhältnisse?

Damit sind wir schon mitten in einem der vielen Themen, die es zu diskutieren gibt. Wir werden auf dieser Website in den kommenden Monaten aus Anlass der 500 Jahre Täufertum einige Streit-Fragen aufnehmen, hoffentlich auch einige Rosinen und Knacknüsse.

Gerne nehmen wir Anregungen und Vorschläge bzw. Beiträge entgegen.