Ein denkwürdiges Jubiläum

Heute, 2. Februar, sind es genau 50 Jahre seit Bruno Sägesser aktives Mitglied des Täuferischen Forums vor dem Militärgericht in Aarau stand, weil er den Militärdienst verweigerte. Damals, 1973, war Militärdienstverweigerung in der Schweiz strafbar und ein Verweigerer wurde in der Regel zu Gefängnis oder Teilhhaft verurteilt und es gab einen Eintrag im Strafregister – was für manche schwere berufliche Folgen hatte. Bruno war jung und dieser Schritt brauchte eine grosse Portion Zivilcourage und Durchhaltevermögen. Bruno erinnert sich und reflektiert:

2. Februar 2023, ein Gedenktag an ein prägendes Erlebnis vor 50 Jahren

In der Ukraine tobt ein grausamer Krieg, in Israel erlässt eine neue Regierung, mit dubiosen Mitgliedern, unhaltbare Gesetze und an mindestens weiteren fünfzig Orten auf der Welt eskalieren Konflikte. Immer noch wird uns von Politikern und Militärs die Lüge vermittelt, mit mehr Waffen gibt es Frieden. Am Anfang jedes Krieges wird auf Waffen gesetzt und am Ende eines Krieges wird von einer Katastrophe gesprochen. Auch die Schweiz ist drauf und dran, weitere Waffen zu liefern. 
Dies ist für mich nicht deckungsgleich mit dem, was uns Jesus Christus vorgelebt hat.  

Vor fünfzig Jahren, am 2. Februar 1973, stand ich, 22 Jahre alt, als Militärverweigerer vor dem Militärgericht in Aarau. Für mich war dies in meinem bisherigen Leben der emotionalste, intensivste Tag. 

Mindestens drei Jahre war die intensive Vorbereitung auf diesen Tag: Als Person ohne mennonitischen Stammbaum hörte ich mir Predigten von Paul Hofer und Samuel Gerber an. Ich wurde mehr und mehr beeindruckt von täuferischer Theologie und täuferischer Geschichte. Im intensiven Bibelstudium, im Gespräch mit christlichen Soldaten und armeekritischen Christen, sicher auch geprägt von Gedanken der 68er-Bewegung, reifte nach einschlägigen Erfahrungen in meiner Rekrutenschule der Entscheid, dass es für mich, als Nachfolger von Jesus Christus, keinen Platz in der Armee gibt.


Nun am 2. Februar 1973: Sieben uniformierte Richter vor mir, rechts neben mir ein hoher Offizier als Ankläger, links neben mir ein 22-jähriger Theologiestudent und Freund als Verteidiger und hinter mir einige Sitzreihen mit Freund:innen als Begleiter:innen. 
«Drei Monate Gefängnis, unbedingt», war das Urteil. In den drei Gefängnismonaten träumte ich davon, dass, falls ich mal Söhne haben werde, unsere Söhne, falls sie gleich entscheiden wie ich, einen Zivildienst leisten können.
Dies war der Anfang eines weiten Weges. Als Christ und Vertreter der Mennoniten, durfte ich, wollte ich, für einen Zivildienst kämpfen. 23 Jahre später, 1996, erhielt die Schweiz endlich den zivilen Ersatzdienst. Dies war wieder ein hochemotionaler Moment. 
Enorm viel Zeit, Geld und Kraft wurden von mir, Heidi und vielen anderen investiert. Ich bin dankbar für die Freundschaften, die sich in dieser Zeit entwickelten. Türen öffneten sich zu vielen hundert Freundinnen und Freunden auf der ganzen Welt. In einigen Kriegs- und Krisengebieten durften Heidi und ich Menschen treffen und von ihrer Not und ihrem Leben hören. Neben Mitmenschen aus vielen Konfessionen trafen wir auch edle religionskritische Mitmenschen, die sehr konsequent und vorbildlich lebten und leben. Für mich und Heidi hat sich der Weg gelohnt, wir haben uns von Gott begleitet und getragen gefühlt.

Mein Traum(a) geht weiter: Als Christen sollte unser Leben ähnlicher werden, wie das Leben, das uns Jesus Christus vorgelebt hat. Hunderte von Bibelstellen reden von Frieden und Gerechtigkeit.

Bruno Sägesser

1 Gedanke zu „Ein denkwürdiges Jubiläum“

  1. Hallo lieber Bruno, hallo liebe Heidi, mein älterer Sohn wurde 1998 noch gemustert, danach hat er verweigert und ging im Jahr 2000 zum Freiwilligendienst nach Kolumbien. Danke, dass ihr euch so engagiert habt, egal ob in der Schweiz, oder Deutschland

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