Das Jahr 2021 steht bei den Vereinten Nationen unter dem Thema „Frieden und Vertrauen„. Schön, äusserst aktuell und beruhigend und herausfordernd zugleich.
Die Resolution, welche dieses Thema für 2021 festlegte, wurde im September 2019 von der UNO-Vollversammlung verabschiedet. Man darf sich fragen, wie manche Delegierte dabei daran dachten, dass vielleicht in den USA Anfang 2021 eine neue Administration im Amt sein könnte. Wie auch immer, das Thema ist äusserst pertinent und die Feststellungen der Resolution spiegelt dies (hier zusammengefasst):
- Die UNO hat zur Aufgabe, freundschaftliche Beziehungen zwischen Ländern zu fördern;
- Multilateralismus und Diplomatie können die drei Säulen der UNO stärken: Nachhaltige Entwicklung, Frieden und Sicherheit, Menschenrechte;
- Die Wichtigkeit, das Programm und die Aktion für eine Kultur des Friedens zu fördern, denn diese wird, zusammen mit Gewaltfreiheit, der Menschheit und insbesondere den zukünftigen Generationen zugute kommen;
- Die dringende Notwendigkeit, vorbeugende Diplomatie und politischen Dialog zu fördern;
- Friede und Vertrauen setzen die Bereitschaft zum Zuhören voraus und dass Differenzen akteptiert werden.
- Die Rolle der internationalen, regionalen und lokalen Einrichtungen in diesen Belangen.
Der Amtsantritt von Joe Biden und Kamala Harris hat in dieser Hinsicht viel Hoffnung geweckt. Gewiss, es wird leicht sein, mehr Multilateralismus umzusetzen und mehr Vertrauen zu schaffen als Trump es tat – er tat ja das pure Gegenteil. Jedoch sind die Erwartungen hoch und die Widerstände und Widerwärtigkeiten enorm und weit verbreitet, auch bei uns in der Schweiz. Das vergiftete Klima lässt sich nicht per Dekret verändern. Da braucht es viel Einsicht und Umsicht, Entschlossenheit und Geduld. Da haben Kirchen und zivilgesellschaftliche Einrichtungen eine Verantwortung, aber auch jede.r Einzelne unter uns. Trägt unser Umgang mit den sozialen Medien zu Frieden und Vertrauen bei? Trägt unser Umgang mit Energie und natürlichen Ressourcen zu einer nachhaltigen Politik bei? Fördern wir die Konflikttoleranz und -kompetenzen und gleichzeitig die Gewaltfreiheit? Helfen wir mit, dass Meinungs-, ideologische oder religiöse Differenzen nicht zu Feindschaft werden?
Es gibt viel zu tun und wir lernen eben, dass nebst den bisher bekannten Bedohungen (einige überbetont, andere unterschätzt) eine bisher minimisierte oder gar unbeachtete, aber ganz und gar aktuelle Gefahr sich breit gemacht hat: die zu einem guten Teil christlich eingekleidete Arroganz und Überheblichkeit, welche beansprucht, dass weisse Europäer jüdisch-christlicher Prägung mit traditionellen Familien- und Sozialmustern allen andern überlegen seien und dass alle nicht-weissen Menschen und Kulturen minderwertig und der Sicherheit abträglich seien. Die hohe Toleranz gegenüber rechtsextremer Rede und Gewalt geht auf diese Haltung zurück.
Nach dem 11. September 2001 sagte Rashied Omar, Imam aus Südafrika: „Ich möchte am liebsten sagen, dass die Autoren der Anschläge keine Muslime sind. Aber das wäre nicht richtig. Ich habe nicht das Recht, die Religionszugehörigkeit anderer Menschen zu bestimmen. Ich muss als Muslim die Verantwortung übernehmen, die mir zusteht: Wie kommt es, dass Menschen, die sich auf den gleichen Glauben berufen wie ich, solch grauenhafte Dinge tun?“ In den USA stellen dieser Tage einige Christen die gleiche Frage….