Von Schwalben und Insekten

Birdlife Schweiz hat kürzlich mitgeteilt, dass in der Schweiz fast 40% der Vögel vom Aussterben bedroht sind. Was auf die Schweiz zutrifft, wird in Deutschland oder Österreich kaum anders sein. Vögel ernähren sich weitgehend von Insekten. Und die Insekten nehmen stärker ab als bisher angenommen. Das teilt die französische Umweltpublikation Reporterre am 10. Oktober mit.

Nun möchte man sagen: Genug der schlechten Nachrichten! So wichtig es ist, sich der Dauerberieselung von vorwiegend schlechten Nachrichten zu entziehen und dorthin zu schauen wo es Einladung auf Handeln und Hoffnung gibt, so wesentlich ist es, der Realität ins Auge zu sehen. Deshalb dies hier:

In den letzten Tagen machten erstaunliche Bilder von Schwalben-Schwärmen die Runde. Die Schwalben mussten auf ihrer verspäteten Reise in den Süden wegen des Dauerregens Pausen einschalten und einige litten Hunger. 1974 gab es eine ähnliche Situation, damals hat die Swissair hundertausende Schwalben in den Süden geflogen. (Siehe u.a. den Bericht von SRF am 29. September 2024)

Dass die Insekten abnehmen ist schon länger bekannt. Reporterre berichtet am 10. Oktober von einer am 8.10. vom Peer Community Journal veröffentlichten Studie welche nachweist, dass die 2020 veröffentlichten Daten das Ausmass der Abnahme von Insekten sowie die möglichen Ursachen durch die industrielle Landwirtschaft relativierte. Es müssten weit drastischere Massnahmn ergriffen werden um dieseser Entwicklung entgegen zu wirken.

So kommt es nun, dass die Schalben – wie auch andere Spezies – durch die Umweltzerstörung und durch den Klimawandel doppelt bedroht sind: Es gibt immer weniger Insekten und das durch den Klimawandel veränderte Wetter erschwert den Schwalben die Migration, welche für sie ein grösseres Risiko darstellt.

Sicher können wir, wenn wir gestrandete hungernde Schwalben sehen, diese wie vor Jahren einsammeln und sie an die Vogelwarte Sempach schicken. Doch diesmal müssen wir auch den Ursachen auf den Grund gehen und uns für einen nachhaltigeren Umgang mit der Schöpfung einsetzen. – Warum ist das Spritzen von Glyphosat immer noch erlaubt?

Dies ist ein sehr einfaches Beispiel für die Komplexität der Umwelt- und Klimakrise. Wo die Politik versagt, liegt es an Menschen, zu handeln im ihnen zur Verfügung stehenden Rahmen.

Rad!cal Renewal – Ankündigung

Witnessing to a New Heaven and a New Earth.

20th Believers Church Conference, Amsterdam, 1-4. Juni 2025

In dieser Zeit, wo als radikal gilt, was extrem gewalttätig oder terroristisch und daher verwerflich und verfolgenswürdig ist, mutet diese Ausschreibung an wie ein erfrischender und hoffnungserweckender Wurf eines gossen Steins ins Wasser.

Die Arbeitsstelle Theologie der Friedenskirchen (ATF) teilt in ihrem Oktober-Newsletter mit:

500 Jahre täuferische Anfänge feiern, was bedeutet es an einer „radikalen Erneuerung“ zu arbeiten und gleichzeitig auf einen „neuen Himmel und eine neue Erde“ zu hoffen. Die Konferenz richtet sich an Theolog:innen, Studierende, Pfarrer:innen und alle, die christliche Erneuerung in ökumenischer Perspektive feiern wollen.

Informationen und Anmeldung hier

Nota bene: Die Arbeitsstelle Theologie der Friedenskirchen hat Angebote, welche manche unter den LeserInnen und Lesern dieses Forums interessieren können. z.B. ATF Stipendium: Neue Bewerbungen für das Stipendium können bis zum 1. Dezember 2024 abgegeben werden.

Sumaya Farhat-Naser: Im Krieg verlieren alle

Demo gegen den Krieg

In einem Brief schreibt Dr. Sumaya Farhat-Naser, Friedenschaffende und Brückenbauerin zwischen Menschen in Israel und Palästina, dass im Krieg alle verlieren. Sumaya ist Biologin und lebt im Westjordanland – sie weiss, wovon sie redet. Sie wurde mehrfach mit Auszeichnungen bedacht und hat mehrere Bücher geschrieben. Im November 2023 war Sumaya in der Schweiz auf Vortragsreise. Das Transkript eines Gesprächs mit SRF ist hier zu lesen.

Wir wissen doch, dass im Kieg alle verlieren. Trotzdem wird Krieg von den Massen geduldet und von vielen – zu vielen – gerechtfertigt. Schlimmer noch, unzählige Menschen, die sich gegen den Krieg äussern, sei es mit Worten oder mit Gesten, und sich für die Opfer einsetzen, werden zum Schweigen gebracht, verachet, beschimpft oder verhaftet.

Rat- und Sprachlosigkeit angsichts der Kriegsschrecken in Israel/Palästina und im Libanon sind ein Zeichen der Empathie und als solche verständlich. Unverständlich und komplizenhaft ist jedoch das Ausgrenzen von Menschen, die Stellung nehmen gegen den Krieg und für dessen Opfer. Regierungen, Medien und Kirchen in Europa sind zu Komplizen geworden eines Vertreibungs- und Auslöschungskriegs. Diese Komplizenschaft wird ihnen in Zukunft zur Last gelegt werden. Diejenigen aber, die Stellung genommen haben, werden zu den „Gerechten unter den Nationen“ gezählt werden.

Sumaya schreibt: Die Auswirkung des Krieges auf die Menschen, vor allem auf die Kinder, ist unermesslich schädlich. Traumata und psychische Schäden werden Generationen begleiten. Das wird die Menschen in Israel und Palästina gleichermassen treffen, auch die Gefangenen, die Kämpfer, die Soldaten. Die Giftsprache, die unsere beiden Völker befallen hat, muss gereinigt werden.

Den ganzen Brief kannst du hier herunterladen und lesen.

Wenn dereinst die Waffen schweigen…

…wie soll es weitergehen? Informationen aus erster Hand.

Ein Anlass um über die gegenwärtigen Horrorszenen hinaus zu blicken. Mit Helga Baumgarten, ehem. Professorin an der Universität BirZeit im besetzten Westjordanland.

Donnerstag 19. September 2024, Bruckfeldstr. 3, Münchenstein. Eintritt frei, Kollekte

Hier das Infoblatt mit mehr Einzelheiten

Prof.-Helga-Baumgarten-Gaza

Aufruf: Zelt der Nationen

Im Juli hatten wir hier den für August vorgesehenen Besuch in Biel von Daoud Nassar vom Zelt der Nationen publiziert. Die Familie Nassar wohnt seit langem im Westjordanland, wo sie einen kleine pädagogischer und ökologischer Familienbetrieb führen. Über Jahre kamen unzählige Besuche aus der ganzen Welt, im Jahr 2019 waren es über 13’000 Menschen mittlerweile ist es schwierig geworden – und riskant.

Am 21. August erschien der dringende Aufruf auf der Website des Zelt der Nationen. Er beginnt mit den folgenden Worten:

Seit 1991 wehrt sich die Familie Nassar mit friedlicher Beharrlichkeit gegen die Beschlagnahmung ihrer Farm Tent of Nations im Gebiet C des besetzten Westjordanlandes, Palästina. Da sich die Situation weiter verschlechtert, brauchen sie dringend Ihre Hilfe.

Der Aufruf kann hier in voller Länge gelesen werden.

2017 anlässlich des Besuchs einer Gruppe aus dem Jura, fuhren einige Siedler mit ihren SUVs auf der Zufahrtstrasse zu Nassars auf und drehten mit hoher Geschwindigkeit kurz vor der Gruppe um, was die Gruppe in eine Staubwolke hüllte. Kurz vorher waren viele Olivenbäume ausgerissen worden und die Polizei tat unternahm nichts. Die Übergriffe von Siedlern im Westjordanland haben seit Oktober 2023 massiv zugenommen und die Israelische Armee hat diverse zerstörerische und mörderische Angriffe gefahren.