Aufruf gegen Atomwaffeneinsatz

Der Dalai Lama, IPPNW (Internationale Vereinigung von Ärzten gegen Atomwaffen) und gegen 20 FriedensnobelpreisträgerInnen bitten Menschen in aller Welt, sich diesem historischen Aufruf gegen Krieg und Atomwaffen anzuschließen – wenn er riesengroß ist, wird er der Russischen Föderation und der NATO übergeben.

Bisher sind über 100’000 Unterschriften eingegangen, Ziel sind 1 Million.

Hier geht’s zur Website und zum Unterschreiben

Klima: Aktion zur Fastenzeit

Während in der Ukraine der Krieg tobt, steigen die Temperaturen am 21. März beim Nordpol und Südpol auf Rekordhöhen: 30 – 40 Grad über den normalen Werten. Der 2. Teil des überaus alarmierenden Berichts zur Klimakrise, welcher am 28. Februar veröffentlicht wurde, ging in der Kriegsberichterstattung praktisch unter. Doch, wir können etwas tun.

HEKS und die Fastenaktion rufen in ihrer ökumenischen Kampagne zur Fastenzeit auf, eine Postkarte an Frau Bundesrätin Sommaruga zu schicken. Es braucht jetzt den Druck aus der Bevölkerung, damit die Politik mehr tut damit die Klimaerwärmung verlangsamt wird.

Informationen, Unterlagen und Postkarte

Krieg und Widerstand

Krieg ist absolut entmenschlichend und zerstörerisch. Das trifft vor allem auf die direkt Betroffenen zu, aber indirekt auch auf Millionen von Menschen, auf soziale, wirtschaftliche, politische und ökologische Bereiche.

Eine humanisierende – und damit im ursprünglichen Sinne des Wortes christliche – Antwort darauf ist ein kreatives, mutiges und selbstloses Engagement für die Opfer des Kriegs, für Menschlichkeit und für den gewaltlosen Widerstand gegen Krieg. Ein solches Engagement will informiert, genährt, geschult, aufrechterhalten und eingeübt sein. Es ist ein Lebensweg, der Staunen, Freude, Kreativität, Vorstellungskraft, Opferbereitschaft und Gemeinschaft beinhaltet. Er kann Inspiration und Ressourcen in den mystischen und praktischen Lebenserfahrungen von Frauen und Männern auf der ganzen Welt finden. Dorothee Sölle betrachtete Mystik und gewaltfreien Widerstand als Geschwister. Sie sind gemeinsam unterwegs, tanzen zusammen und inspirieren sich gegenseitig als Zeugen der göttlichen Gnade und der Macht der Liebe.

Heroismus beweist zwar grossen Mut, aber hilft er weiter? Kann er wirklich beschützen? Molotovcocktails und Gewehre vermögen weniger oder nichts gegen Massenvernichtungswaffen. Militärexperten sagen, sie gefährden Menschen zusätzlich. Wer will grössere Armeen und mehr Militärausgaben um uns zu wappnen – für wann, gegen wen und was genau? Die Bewaffnung, die uns heute Miliarden kostet, wird bei der nächsten Gelegenheit veraltet und unterlegen sein. Wie viele Miliarden haben wir an Steuergeldern gebraucht für Rüstung, die heute auf dem Schrotthaufen dahin rostet und Umwelt und Böden belastet?

Wir müssen nicht nach mehr Sicherheit suchen, sondern nach Vertrauen, Zusammenarbeit und Gemeinschaft, welche Frieden fördern. Vielleicht müssen wir uns einüben in Selbsthingabe, ohne sie zu suchen oder herbeizuführen. Vor allem müssen wir fortwährend daran denken, dass Krieg unvereinbar ist mit Liebe und dass die Liebe das letzte Wort behalten wird.

Gegen Waffen sind Menschen relativ hilflos. Doch wie wir jetzt gerade sehen, steckt im gewaltfreien Widerstand viel Kraft. Auch in Fürbitte, Solidarität, Barmherzigkeit, die Formen des Widerstands gegen die Unmenschlichkeit sind. Es stehen uns kräftige und nachhaltige Mittel zur Verfügung. Das braucht allerdings Vorstellungsvermögen, Mut und Zusammenarbeit.

Was wir sehen und hören aus der Ukraine zeugt von mutigem und einfallsreichem Widerstand.

Erica Chenoveth schreibt in ihrem Artikel in der Washington Post vom 14. März:

Ist dieser Widerstand wichtig? Ja – Bemühungen der Bürger wie Straßenblockaden und Sabotageakte können dazu beitragen, das Vorankommen der Invasionsarmee zu verzögern. Diese Verzögerungen können wichtig sein: Sie können die Invasionskräfte verwirren und desorientieren, logistische Hindernisse schaffen und die Moral des Feindes brechen. Entscheidend ist, dass Verzögerungen auch der Zivilbevölkerung wertvolle Zeit verschaffen, um zu fliehen, humanitäre Hilfe zu koordinieren oder sich mit ihren Angehörigen neu zu formieren – was möglicherweise Leben rettet.

Auch in Russland regt sich massiver Widerstand, obwohl 15 Jahre Gefängnis drohen für die, welche ausdrücklich von der öffentlichen Linie abweichen. Die Frau, die im Fernsehstudio mit einem Plakat erschien, sagte bei ihrer Verhaftung: „Sie können nicht die ganze Bevölkerung einsprerren“. Jeden Tag werden in Russland hunderte, wie es scheint vorwiegend Frauen, verhaftet, weil sie, z.B. mit weissen Plakaten, auf die Strasse gehen.

Gewaltfreier Widerstand hat auf die Gegner meist nicht die Wirkung einer Bombe. Doch je massiver er ist, desto wirksamer ist er. Erica Chenoveth hat in ihrem Buch mit Maria Stephan gezeigt, wie gewaltloser Widerstand im Lauf der Geschichte deutlich wirksamer und nachhaltiger ist als bewaffneter Widerstand.

Die individuelle und gemeinsame Einkehr, die Stille und das hörende und wartende Gebet sind gute und wirksame Wege, die wirklichen Prioritäten im Leben und in der Welt ins Blickfeld zu bekommen und sich dem Wirken des göttlichen Geistes auszusetzen. Damit wird der Boden genährt und der Geist geschärft für gewaltfreien Widerstand.

Mehr Informationen zum Thema und zum Buch von Chenoveth und Stephan gibt es hier

Sehr hilfreich ist auch der Artikel von Benhamin Kraus im Eule Magazin.

Zum Mythos der erlösenden Gewalt ist ein Artikel von Walter Wink im Heft 14 von IFOR-MIR 2014 hilfreich. Ein weiterer Artikel von John Dear im selben Heft ist auch empfehlenswert.

Und hier ein Video, in welchem Eugen Drewermann auf die Kritiken anwortet: Menschlich mit Menschen umgehen!

Was kann die UNO machen?

Was könnten die Vereinten Nationen machen, um den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine zu stoppen? Was ist dran an der Behauptung, die ukrainische Regierung wolle sich Atomwaffen beschaffen, mit der Putin diesen Krieg zu rechtfertigen suchte? Gibt es eine historische Mitverantwortung des Westens für die Entwicklung, die jetzt zu diesem Krieg eskalierte?

Der UNO-Experte Andreas Zumach schreibt regelmässig für den Schweizerischen Friedensrat und ist auch Mitglied des Versöhnungsbundes. Der neueste Artikel zu einer Frage, die uns nebst vielen anderen Fragen auch beschäftigt, ist lesenswert. Die Friedenszeitung erscheint

Hier geht’s zum Artikel

Es ist Krieg!

Erklärung des Amsterdam Center for Religion and Peace & Justice Studies

Plötzlich ist er nicht mehr weit weg, sondern ganz nah. Ein militärischer Angriff einer Atommacht auf einen anderen, unabhängigen Staat, das schien für viele, zumindest in Europa, undenkbar! Und das macht zunächst einmal Angst. Angst aber versetzt die Menschen in einen Zustand der Starre, und genau das ist in einer solchen Situation überhaupt nicht hilfreich.

„Im Krieg ist die Wahrheit das erste Opfer“, sagte Aischylos (525-456 v. Chr.). Im Grunde genommen wird die Wahrheit aber schon lange vor Kriegsbeginn geopfert, zugunsten von Propaganda und Aufregung, um die Menschen dazu zu bringen, den Krieg überhaupt zu befürworten, ihn zu legitimieren oder gar selbst daran teilzunehmen. Deshalb ist eine ständige politische Analyse auch für die theologisch-ethische Reflexion so wichtig.

Zu diesem Zweck sucht das Amsterdamer Zentrum für Religion und Friedens- und Gerechtigkeitsstudien seit vielen Jahren vor allem die Stimmen „am Rande“, die der vermeintlich Machtlosen, der direkt vom Krieg Betroffenen. – In der Ukraine sind dies z.B. kleine Friedenskirchen, die sich für den Schutz der Zivilbevölkerung einsetzen. Und es sind Wissenschaftler, mit denen wir gemeinsame Projekte durchgeführt haben. In Russland sind es die Stimmen, die noch den Mut haben, gegen das Vorgehen der eigenen Regierung zu demonstrieren. In Europa und Nordamerika sind es die vielen Friedensinstitute, Nichtregierungsorganisationen und Kirchen der ökumenischen Gemeinschaft, aus deren Einschätzungen und Erfahrungen heraus die Bedürfnisse und die Weisheit der Zivilbevölkerung in den Vordergrund gerückt werden können. Der Schutz der universell anerkannten Menschenrechte – für alle – ist darüber hinaus Richtschnur für ein ethisch verantwortliches Urteilen und Handeln.

Dementsprechend ist es auch eine Aufgabe, eine Rhetorik zu entlarven, die die aktuelle Gewaltspirale nur weiter antreibt und im Grunde schon zu der Situation geführt hat, die jetzt viele bedroht: „notwendige Abschreckung“, „Strafmaßnahmen“, „Aufrüstung“, „Stärkung der Ostflanke“, „Verantwortung für Waffenlieferungen“ und vieles mehr. Vermischt mit überholten Mustern von Nationalismus, Militarismus, ja Imperialismus – teilweise sogar von Kirchenführern gefördert – ist eine politische Konfrontation entstanden, die niemand wollen kann.

„Wie wird der Friede sein?“ – fragte Dietrich Bonhoeffer 1934 auf einer internationalen ökumenischen Konferenz. Eindringlich wies er auf die Verwechslung von „Sicherheit“ und „Frieden“ hin. „Es gibt keinen Weg zum Frieden auf dem Weg der Sicherheit“, war seine Überzeugung. „Sicherheit zu verlangen heißt, Misstrauen zu haben, und dieses Misstrauen gebiert wiederum den Krieg. Sicherheit zu suchen heißt, sich schützen zu wollen.“ Bonhoeffer rief damals die Kirchen als ökumenische Bewegung auf, sich gemeinsam und unermüdlich für den Frieden einzusetzen.

In der Tradition der historischen Friedenskirchen, die Gewaltlosigkeit als ein wesentliches Merkmal des christlichen Glaubens betrachten, suchen wir im Amsterdamer Zentrum für Religion und Friedens- und Gerechtigkeitsstudien nach einer Theologie und Ethik, die politisches Handeln so ausrichtet, dass ein gerechter Friede für alle herrschen kann. Dies erfordert die Kreativität aller Menschen, egal zu welcher Nationalität oder Kultur sie sich zählen, unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit oder Weltanschauung.

Aus der spirituellen Dimension des Glaubens erwächst neue Kraft für eine gewaltfreie Friedenskonsolidierung. Deshalb sind die vielen politischen Gebete, die jetzt stattfinden, geeignete Orte, um – gemeinsam mit anderen Menschen – Wege aus der Spirale der Gewalt zu finden.

26. Februar 2022, The Amsterdam Center for Religion and Peace & Justice Studies