Prüft alles, das Gute behaltet – auch im Internet

Warum die Jahreslosung 2025 auch auf die sozialen Medien anzuwenden ist.

Am 14. Januar 2025 hat die Eidgenössische Medienkommission (EMEK) eine Medienmitteilung und einen Bericht publiziert, in welchem sie vor den verheerenden Folgen der Social Media, welche im Besitz von Miultimilliardären sind, warnt. Der Titel lautet: Markt- und Meinungsmacht von Plattformen. Ursachen und Folgen für die Medien und Demokratie.

In der digitalen Welt wird uns vieles vorgesetzt. Wir leben damit und gehen tagtäglich damit um. Erstaunlich dabei ist: In praktisch allen andern Lebensbereichen halten wir es für selbstverständlich, dass wir prüfen, vergleichen und wählen: von der Zahnpasta über die Kleidung bis zum Fahrzeug, wir sind gewohnt, kritisch hinzuschauen und die richtige Wahl zu treffen. Wir wären entsetzt und fänden es unerhört, wenn wir dies nicht könnten. Wie könnten wir gleichgültig sein gegenüber Dingen, die Hass schüren und Polarisierung antreiben?

Die Jahreslosung 2025 lautet : Prüft alles, das Gute behaltet.

Warum sollte dies nicht auch für unserem Umgang mit der digitalen Welt und ihren verflixten Werkzeugen gelten? Einige würden jetzt rasch sagen: Technische Werkzeuge sind neutral, es kommt drauf an, was man damit macht. Nicht wirklich. Denn erstens ist erwiesen, dass die Platform X, früher Twitter, Facebook und Instagram alles andere als neutral sind. Seid Januar häufen sich Meldungen und Klagen über den zunehmenden Missbrauch, Falschmeldungen und die Gewalt auf diesen Medien. Zweitens geht es nicht nur darum, was ich damit mache, sondern vielmehr darum, was diese Werkzeuge mit mir und mit dem Kollektiv machen und zu welcher Dynamik der Gesellschaft sie entscheidend beitragen. Eine Studie des Massachussets Institute of Technology (MIT) zeigt, dass Falschmeldungen auf X sich sechsmal schneller verbreiten als wahre Meldungen.(1)

Immer mehr Menschen informieren sich kaum mehr über die herkömmlichen Medien wie Radio, Fernsehen und Zeitungen, sondern eher über soziale Medien. Das ist insofern verständlich, als die sogenannten Mainstream Medien, insbesondere Zeitungen, zunehmend im Besitz von einigen wenigen Milliardären sind. Genau hier liegt der Grund, weshalb wir unabhängige Medien brauchen, von der öffentlichen Hand geschützt und die nicht von Werbung abhängig sind.

Internetbenutzer übersehen, dass das auch auf die Social Media zutrifft. Die Warnung der EMEK vor diesen Plattformen weist darauf dahin, dass Informationen oft manipuliert oder falsch sind. Zudem erhalten die Benutzer praktisch nur Infos aus den ihnen bekannten oder bevorzugten Kreisen. Man bewegt sich in einer Blase und glaubt zu wissen, was abgeht.

Deshalb: Warum werden Internetwerkzeuge nicht unserer – einzelnen oder gemeinsamen – Prüfung unterzogen? Ist das was grad zuoberst auf der Liste erscheint und praktisch oder bequem ist, wirklich auch gut genug? Gerade im Bereich der Digitalisierung und von Internet müsste gelten, was wir zum Beispiel im Bereich der Lebensmittel anstreben: wo möglich lokal, energie- und umweltfreundlich, von einer Herkunft, die nicht kriminell und menschenverachtend ist und dies auch nicht fördert.

Genau hier liegt die Schwierigkeit mit X, Google, Facebook, WhatsApp, Instagram, Amazon u.a.: Nicht nur verdienen die Besitzer dieser Einrichtungen und Werkzeuge Milliarden. Sie setzen alles daran, auch die Rechte ihrer Angestellten, die Umwelt, Wahrheit und Recht, um das Monopol und ihr Reich zu festigen und auszudehnen. Das ist auch der Grund, dass sie grosse Tageszeitungen kaufen und dann zensieren. Dazu kommt der unvorstellbare Energieaufwand: Google plant duzende von Atomkraftwerken um die bodenlose Energiegier von KI zu stillen.

Es ist klar: Wir kommen nicht völlig heil davon noch können wir uns einfach ins Abseits stellen. Wenn wir mit all dem rein gar nichts zu tun haben wollten, dann genügt es auch nicht, Amish zu sein. Jedoch: wie haben die Wahl, es gibt respektvollere, menschen- und umweltfreundlichere Alternativen zu den GAFAM: Es gibt Vimeo. Es gibt Framasoft mit diversen Werkzeugen. Es gibt Threema und Signal, beide für Chat, Telefon und mit der Möglichkeit für Gruppen. Und es gibt neuerdings die App MennoCom der Mennoniten in Deutschland, auf der Platform CommuniApp. Warum nicht eine solche Platform benutzen? Es gibt auch das FairPhone. Wir haben die Möglichkeit, alternative Werkzeuge zu benutzen und zu fördern. Wir haben die Möglichkeit, unsere Daten nicht ohne weiteres den Techmilliardären zuzuspielen und auch noch dafür zu bezahlen.

Ich bin überzeugt, dass es höchste Zeit ist, unser Leben zu entgooglen. Das ist zwar eine Herausforderung aber es ist möglich, insbesondere wo es um Kommunikation geht in unseren Gemeinden und Familien. Wie heisst es zum 500-Jubiläum der Täufer: Mut zur Liebe!

(1) Salomé Saqué: Résister. Payot 2024, S.67