Krieg und Frieden – 500Jahre Gewaltfreiheit

ZOOM Kurs mit PD Dr. Astrid von Schlachta DI 18:30-20 Uhr

„Daß deine höchste Sorge dem Frieden und der Eintracht gelte“ –
Worte aus der „Klage des Friedens“ von Erasmus von Rotterdam. Seit
dem Angriff Russlands auf die Ukraine sind der Krieg und die ihn
begleitende Hoffnung auf Frieden wieder stärker in das Bewusstsein
der Menschen in Europa gerückt. Wie gehen wir mit Kriegen um und
welche Vorstellungen vom Frieden haben wir? Wie lassen sich
täuferische Aussagen in den heutigen Diskurs und in die Debatten
der vergangenen Jahrhunderte einordnen?

Die Täufer waren von Anfang an davon überzeugt, dass ein rechtes
christliches Leben nach den Prämissen der Worte Jesu Christi und
der Bergpredigt nur ein Leben in Gewaltlosigkeit und Friedfertigkeit
sein kann. Wurden sie am Anfang für diese Überzeugungen verfolgt,
so änderte sich der obrigkeitliche Umgang mit den Täufern ab dem
17. Jahrhundert. Wo Untertanen benötigt wurden, waren Obrigkeiten
bereit, Täufer zu tolerieren und ihnen Privilegien zu gewähren, die sie
vom Waffentragen und vom Einsatz in Kriegen ausnahmen. Ab dem
19. Jahrhundert, als Privilegien der Gleichheit aller Staatsbürger
wichen, stellte sich dann jedoch für die Mennoniten wieder die Frage
des Wehrdienstes.

Die Lehrveranstaltung gibt einen Überblick über 500 Jahre
täuferischer Geschichte mit dem Fokus auf Gewaltfreiheit und
Friedenszeugnis. Sie beginnt am 25. April 2023 und findet jeweils
Dienstags, 18:30-20:00 Uhr via Zoom statt.

Details und Link anfordern

Die Würde aller Menschen achten; Abgrenzung gegen Rechtspopulismus

Die Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutscher Mennonitengemeinden (ASM) hat am 4.3.2023 auf dem Weierhof eine Erklärung zu Menschenwürde und Gleichstellung verabschiedet. Dies geschah auf dem Hintergrund einer Diskussion in der MV 2021. In der Zwischenzeit hatte es einen Seminartag der ASM gegeben, bei dem rechtspopulistische Einflüsse und Tendenzen in christlichen Kreisen vorgestellt und analysiert wurden. Hier der Wortlaut:

„In der Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutscher Mennonitengemeinden (ASM) sind wir als Geschwisterschaft unterwegs in der Nachfolge Christi. Dabei achten wir die Würde aller Menschen. Dies geschieht ohne beispielsweise auf Hautfarbe, sexuelle Orientierung, körperliche oder geistige Einschränkung, Herkunft, Geschlecht oder sozialen Status zu achten. Von Tendenzen in unserer Gesellschaft, die dies in Frage stellen, wie z.B. Rechtspopulismus, grenzen wir uns ab und verwahren uns dagegen. Wir betonen, dass Missbrauch, Ausgrenzung und Ausnutzung von Abhängigkeiten, egal in welcher Form oder Ausprägung, keinen Raum in unserer Gemeinschaft haben dürfen.“

Ein denkwürdiges Jubiläum

Heute, 2. Februar, sind es genau 50 Jahre seit Bruno Sägesser aktives Mitglied des Täuferischen Forums vor dem Militärgericht in Aarau stand, weil er den Militärdienst verweigerte. Damals, 1973, war Militärdienstverweigerung in der Schweiz strafbar und ein Verweigerer wurde in der Regel zu Gefängnis oder Teilhhaft verurteilt und es gab einen Eintrag im Strafregister – was für manche schwere berufliche Folgen hatte. Bruno war jung und dieser Schritt brauchte eine grosse Portion Zivilcourage und Durchhaltevermögen. Bruno erinnert sich und reflektiert:

2. Februar 2023, ein Gedenktag an ein prägendes Erlebnis vor 50 Jahren

In der Ukraine tobt ein grausamer Krieg, in Israel erlässt eine neue Regierung, mit dubiosen Mitgliedern, unhaltbare Gesetze und an mindestens weiteren fünfzig Orten auf der Welt eskalieren Konflikte. Immer noch wird uns von Politikern und Militärs die Lüge vermittelt, mit mehr Waffen gibt es Frieden. Am Anfang jedes Krieges wird auf Waffen gesetzt und am Ende eines Krieges wird von einer Katastrophe gesprochen. Auch die Schweiz ist drauf und dran, weitere Waffen zu liefern. 
Dies ist für mich nicht deckungsgleich mit dem, was uns Jesus Christus vorgelebt hat.  

Vor fünfzig Jahren, am 2. Februar 1973, stand ich, 22 Jahre alt, als Militärverweigerer vor dem Militärgericht in Aarau. Für mich war dies in meinem bisherigen Leben der emotionalste, intensivste Tag. 

Mindestens drei Jahre war die intensive Vorbereitung auf diesen Tag: Als Person ohne mennonitischen Stammbaum hörte ich mir Predigten von Paul Hofer und Samuel Gerber an. Ich wurde mehr und mehr beeindruckt von täuferischer Theologie und täuferischer Geschichte. Im intensiven Bibelstudium, im Gespräch mit christlichen Soldaten und armeekritischen Christen, sicher auch geprägt von Gedanken der 68er-Bewegung, reifte nach einschlägigen Erfahrungen in meiner Rekrutenschule der Entscheid, dass es für mich, als Nachfolger von Jesus Christus, keinen Platz in der Armee gibt.


Nun am 2. Februar 1973: Sieben uniformierte Richter vor mir, rechts neben mir ein hoher Offizier als Ankläger, links neben mir ein 22-jähriger Theologiestudent und Freund als Verteidiger und hinter mir einige Sitzreihen mit Freund:innen als Begleiter:innen. 
«Drei Monate Gefängnis, unbedingt», war das Urteil. In den drei Gefängnismonaten träumte ich davon, dass, falls ich mal Söhne haben werde, unsere Söhne, falls sie gleich entscheiden wie ich, einen Zivildienst leisten können.
Dies war der Anfang eines weiten Weges. Als Christ und Vertreter der Mennoniten, durfte ich, wollte ich, für einen Zivildienst kämpfen. 23 Jahre später, 1996, erhielt die Schweiz endlich den zivilen Ersatzdienst. Dies war wieder ein hochemotionaler Moment. 
Enorm viel Zeit, Geld und Kraft wurden von mir, Heidi und vielen anderen investiert. Ich bin dankbar für die Freundschaften, die sich in dieser Zeit entwickelten. Türen öffneten sich zu vielen hundert Freundinnen und Freunden auf der ganzen Welt. In einigen Kriegs- und Krisengebieten durften Heidi und ich Menschen treffen und von ihrer Not und ihrem Leben hören. Neben Mitmenschen aus vielen Konfessionen trafen wir auch edle religionskritische Mitmenschen, die sehr konsequent und vorbildlich lebten und leben. Für mich und Heidi hat sich der Weg gelohnt, wir haben uns von Gott begleitet und getragen gefühlt.

Mein Traum(a) geht weiter: Als Christen sollte unser Leben ähnlicher werden, wie das Leben, das uns Jesus Christus vorgelebt hat. Hunderte von Bibelstellen reden von Frieden und Gerechtigkeit.

Bruno Sägesser

Anarchismus und Glaube

Workshop von Dr. Jakob Fehr an der Tagung „Welcher Pazifismus?“

Der Workshop von Jakob Fehr an unserer Tagung im November 2022 stiess auf reges Interesse.

Microsoft Word – Workshop – Anarchism und BIbel CG.docx

Christlicher Glaube und Anarchismus: Wie soll das zusammen gehen? Gehört Ablehnung des Glaubens nicht konstitutiv zum Anarchismus? Schließlich ist einer der bekanntesten anarchistischen Slogans doch „Kein Gott, kein Staat“. Der Verfasser dieses Spruches, Michail Bakunin, wird oft als einer der Gründerväter des Anarchismus beschrieben. Er betonte: „Wenn Gott existiert, so ist er notwendigerweise ewig, souverän und ein absoluter Herr, und falls so ein Herr existiert, so ist der Mensch ein Sklave.“

Der Text des Workshops ist hier zu lesen bzw herunter zu laden.

Deutschland: Aufruf zu Antikriegsaktionen

Friedensgruppen rufen zu Antikriegs-Aktionen zum Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine auf

16 Friedensorganisationen rufen für das Wochenende vom 24. bis 26. Februar 2023 zu gewaltfreien und vielfältigen Protesten für das Durchbrechen der Gewaltspirale, für einen Waffenstillstand und Friedensverhandlungen, gegen den Angriffskrieg Russlands in der Ukraine sowie gegen das Aufrüstungsprogramm der Bundesregierung auf. Anlass ist der erste Jahrestag des völkerrechtswidrigen Überfalls Russlands auf die Ukraine. In möglichst vielen Städten soll es Aktionen gegen den andauernden Krieg geben. Geplant sind bereits Aktionen in beispielsweise Berlin, Bonn, Frankfurt und Stuttgart.

Zum Aufruf