CIVIVA – Ein Engagement für den Zivildienst

Lukas Sägesser wurde kürzlich in den Vorstand von CIVIVA gewählt. Hansuli Gerber stellte ihm ein paar Fragen.

Lukas, auf der Website von CIVIVA steht:

Der Schweizerische Zivildienstverband CIVIVA setzt sich für den Erhalt und den Ausbau des Zivildienstes ein. Der Zivildienst ist ein Dienst an der Gesellschaft. Davon profitieren nicht nur die jungen Dienstleistenden, davon profitieren alle! 

Website CIVIVA, Juli 2021

Wie würdest du diese kurze Vorstellung ergänzen?

Ja, der Zivildienst ist ein Dienst an der Gesellschaft. Gerade im Gesundheitswesen und der Altenpflege ist der Zivildienst zu einer wichtigen Stütze geworden. Für CIVIVA ist es auch ein wichtiges Anliegen, dass dies in Öffentlichkeit und Politik mehr wahrgenommen und wertgeschätzt wird. Im Diskurs um den Zivildienst werden Zivis von gewissen Seiten heute immer noch viel zu oft als «Abschleicher» dargestellt, eine Verallgemeinerung, die nie zulässig war. 

Seit kurzem bist du Mitglied im Vorstand von CIVIVA. Was ist dein persönlicher Bezug zum Zivildienst? 

In meiner Familie waren Friedenstheologie, die Militär- bzw. die Zivildienstfrage immer wichtige Themen. Mein Vater verweigerte in den 70er Jahren aus seiner täuferisch-friedenstheologischen Überzeugung heraus den Militärdienst und wurde dafür zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Danach engagierte er sich für die Einführung eines zivilen Ersatzdienstes, damit meinen Brüdern und mir dereinst eine legale Alternative zum Militärdienst offenstehen würde. Es kostete meinen Eltern und vielen anderen viel Kraft und Durchhaltevermögen, sich dem starken Widerstand gegen die Einführung und später den Erhalt des Zivildienstes entgegen zu stellen. Es ist der Verdienst all dieser Leute, und für mich auch sehr stark der meiner Eltern, dass ich in einem Land aufwachsen durfte, in dem Militärdienstverweigerung nicht mehr als Verbrechen galt. Durch die Werte, die mir meine Eltern vorlebten, kam es für mich nie in Frage, Militärdienst zu leisten. Darüber hinaus ist der Zivildienst für mich ein Erbe, dem es Sorge zu tragen gilt. Seit seiner Einführung stand der Zivildienst immer unter Druck und es braucht auch in Zukunft Leute, die sich für ihn einsetzen. 

Welches sind gegenwärtig die grössten Herausforderungen für CIVIVA? 

Nachdem die fehlgeleitete Revision des Zivildienstgesetzes letztes Jahr abgewendet werden konnte, kam für CIVIVA ein Moment, nach vorne zu schauen. Man hatte klar gesagt, wohin man nicht wollte mit dem Zivildienst. Doch wohin sollte es gehen? Für CIVIVA ist klar, dass der Zivildienst nicht nur im heutigen Zustand konserviert werden soll, sondern dass er aktiv zu verbessern ist. Noch immer sind das Gesetz und die Verordnung zum Zivildienst nach dem Grundsatz aufgebaut, dass der Zivildienst nur ein Ersatz ist für den Militärdienst, dazu entworfen, dass Verweigerer nicht zu gut davonkommen. Etwas polemisch ausgedrückt: solange der Zivildienst auf keinen Fall attraktiver ist als der Militärdienst, ist es ein erfreulicher Nebeneffekt, wenn dabei auch noch ein sinnvoller Dienst and der Gesellschaft geleistet wird.Diese Logik muss umgekehrt werden. Statt dessen sollten wir uns fragen, wie der Zivildienst effektiver und sinnvoller gemacht werden kann. Weshalb zum Beispiel sind keine Teilzeiteinsätze möglich, oder Einsätze die kürzer dauern als vier Wochen, selbst wenn das für gewisse Einsätze Sinn ergeben würde? Weshalb sollte es keinen freiwilligen Zugang geben für Nichtdienstpflichtige wie Frauen oder Ausländer? Gleichzeitig müssen wir uns aber auch weiterhin gegen negative Veränderungen am Zivildienst wehren. Gerade aktuell steht zum Beispiel eine Annäherung das Zivildienstes an den Zivilschutz zur Diskussion. Der Bundesrat möchte es ermöglichen, dass Zivildienstleistende zu Einsätzen im Zivilschutz verpflichtet werden können, notabene in einer militärisch aufgebauten Organisation, die dem Verteidigungsdepartement unterstellt ist. Das ist eine sehr gefährliche Entwicklung. 

Welche Entwicklungen erwartest bzw. erhoffst du dir von der Politik und in der Gesellschaft für die kommenden Jahre?

Ich denke, dass die Akzeptanz des Zivildienstes mindestens in der Gesellschaft und zum Teil auch in der Politik zugenommen hat in den letzten Jahren. Das hat zum Beispiel die Ablehnung der ZDG-Revision im letzten Jahr durch den «jüngeren und weiblicheren» neuen Nationalrat gezeigt. Dass man ins Militär gehen muss, um zum richtigen Mann zu werden, ist längst eine Vorstellung von gestern. Ich hoffe, dass sich diese Entwicklung in den kommenden Jahren fortsetzt.Vonseiten der Politik wäre es wünschenswert, wenn der Zivildienst weniger als Bedrohung für die Armeebestände wahrgenommen würde, sondern vielmehr als den bereits erwähnten Dienst an der Gesellschaft, der noch weiter ausbaufähig ist.

Die Mennoniten (Alttäufer) haben zur nicht ganz einfachen und eher späten Einführung des Zivildienstes in der Schweiz, einen beachtlichen Beitrag geleistet. Können die Mennoniten als historische Friedenskirche heute, wo Kirchen zunehmend für Frieden und Gewaltlosigkeit einstehen, etwas besonderes beitragen? 

Der Einsatz für den Frieden gehört zur DNA der weltweiten mennonitischen Kirche. Gleichzeitig sind wir über die Mennonitische Weltkonferenz sehr gut vernetzt mit Menschen auf der ganzen Welt, deren Lebenswirklichkeit ganz anders aussieht als unsere. Viele von ihnen leben in Ländern, in welchen Krieg herrscht, wie zum Beispiel der Ukraine, oder in welchen Militärdienstverweigerung immer noch hart bestraft wird, wie zum Beispiel Kolumbien oder Südkorea. Von diesen Erfahrungen und auch anderen Sichtweisen können wir profitieren. 

Hast du eine Ermutigung oder Herausforderung an junge Schweizer Mennos hinsichtlich Militär- und Zivildienst? 

Für mich war von Anfang an klar, dass ich Zivildienst leisten würde. Diese Entscheidung muss aber jeder für sich selbst treffen. Dabei würde ich alle dazu ermutigen, eine bewusste Entscheidung zu treffen. Gehe nicht einfach ins Militär oder in den Zivildienst, weil du denkst, dass das von dir erwartet wird, sondern weil du überzeugt bist, dass es für dich das Richtige ist und deinen Werten entspricht. 

Vielen Dank!, Lukas und alles Gute in deiner Aufgabe!

Aufruf aus Korea

Die Kampagne „End the Korean War“ wird verbreitet von Korea Peace Appeal. Die Idee ist es, ein Foto mit dem Aufruf per Website oder Facebook einzuschicken.

Korea bleibt ein geteiltes Land seit dem Krieg, der genau genommen nie beendet wurde. Diese Aktion will den Aufruf vieler Menschen zum Frieden verbreiten.

Hier geht’s zur Website

Forum für Friedenskultur

Ilanz erhält einen neuen Ort für Dialog und Begegnung. Vom 8. bis 14. August 2021 findet der erste Ilanzer Sommer statt, das sind rund dreissig Veranstaltungen zum Thema Friedenskultur.

Anmeldungen sind möglich bis zum 20. Juli für das ganze Programm oder für einzelne Anlässe. Dies ist eine Gelegenheit, interessante Begegnungen und Anlässe zu verbinden mit Wanderferien in der Surselva.

Der Ilanzer Sommer ist ein Kulturprogramm. In Zusammenarbeit mit der Schweizer Plattform für Friedensförderung KOFF und dem Cinema Sil Plaz präsentieren wir die Filmreihe Summer of Peace. Nach den Filmvorführungen findet jeweils eine moderierte Diskussion statt. Die Gedankengänge führen vom Museum Regiunal Surselva hinaus in die Natur. Sie gehen spazieren mit Eveline Widmer-Schlumpf, mit Leo Tuor oder mit Sr. Ingrid Grave, der Ilanzer Dominikanerin, die Sie sicher noch aus der Fernsehsendung Sternstunde Philosophie kennen. Zudem liefert Ihnen Corin Curschellas die musikalische Topographie zum Ilanzer Sommer: traditionelle Lieder aus den romanischen Bündnertälern.

Der Ilanzer Sommer ist ein Weiterbildungsprogramm. Die Weiterbildungsateliers sind dazu da, konkrete Methoden kennenzulernen, wie wir im Alltag konstruktiver mit Konflikten umgehen können. Konflikte sind Teil unseres Lebens, oft rauben sie uns sehr viel Energie und schwächen unsere Beziehungen und uns selbst.

Der Ilanzer Sommer ist ein dreitägiges FORUM im Haus der Begegnung. Die Teilnehmenden gehen gemeinsam mit Fachpersonen der Frage nach, was eine aktiv gelebte Friedenskultur bedeutet. Wir denken den Friedensauftrag der Schweiz neu. Wir identifizieren, welche Formen der Gewalt sich in unseren Alltag geschlichen haben, erforschen, wo diese ihren Ursprung haben und schmieden neue Ideen und Projekte. Unsere Programmpartner sind swisspeace, éducation 21 und das DeutschSchweizer PEN Zentrum.

Bewegung ist uns wichtig! Und wenn der Kopf nicht mehr will, bringt uns Bewegen und Begegnen an die herrliche Bündner Bergluft. Der Ilanzer Sommer bietet an zwei Tagen Wanderungen an. Eine durch die Rheinschlucht und die andere auf den Spuren der Walser bis hoch zum Piz Mundaun.

Das Programmteam Ilanzer Sommer

Thementag 19. Juni 2021

In der Einladung stand: Wir möchten uns Zeit nehmen, einerseits unser Vorstellungsvermögen zu erproben – Motto Imagine – und andererseits einander befragen über unsere Beobachtungen konstruktiver, befreiender, versöhnender und lebensspendender Kräfte, Initiativen und Entwicklungen – Motto „Es bewegt sich etwas!

An diesem Austausch nahmen 10 Personen teil – eine sehr übersichtliche Gruppe, welche Zeit und Raum hatte für persönlichen Austausch.

Zum Einstieg liessen wir in der Stille zwei Bibeltexte auf uns wirken: Jeremia 32 (der Prophet kauft trotz bevorstehender Invasion einen Acker) und Lukas 13 (Durchsäuerung des Teigs).

Was erachten wir in Zukunft als wichtig?

Eine Austauschrunde darüber ergibt eine reichhaltige und herausfordernde Liste:

  • Fasten als Weg zur Heilung
  • Schweigen, Stille, leer werden, sich füllen lassen
  • Sitzen, Kontemplation, Meditation (Zen)
  • Spirituelle Erfahrungen in diverser Umgebung: Singen (in aller Diversität), gemeinsame Stille, Gottesdienst, Konzerte, Yoga
  • Inter-religiöse Praxis, Begegnung, Auseinandersetzung
  • Achtsamkeit erleben und fördern im Alltag – ist das Ziel der Meditation, Aufmerksamkeit gegenüber Menschen
  • Musik als Ästhetik, trotz manchmal fragwürdigen Texten zB Doxologie, Bach
  • Bibellesen mit Menschen, die davon nicht seit jeher davon geprägt sind (z.B. Parcours spirituel)

Die Gruppe ist sich einig über die Wichtigkeit von Gelassenheit, welche auch für die frühen Täufer bedeutsam war. “nichts ist dir unmöglich“ – laisser être. Verlangsamen, Herunterfahren; Spannungen zulassen und sich trotzdem. geborgen wissen. Teilen: Bewegungen sind im Gang überall ….

Dies im Umfeld der dominanten Dinge unserer Gesellschaft: Wirtschaft – Perfektionismus – Geld – Optimierung – Technik – Technologie – Technokratie -> Unterwerfung, Verknechtung

Nach einem sehr schmackhaften Mittagessen, zubereitet von Noor-Jan Haidari, afghanische Köchin aus dem Iran, berichten wir einander über

Geschichten, die mich beflügeln

Wir hören von…

…einer Gemeinschaft der Indigenen, welche eine Universidad de los comunidades gegründet hat. Eine Art Volkshochschule. “Buen vivir“ erneuern (Shalom: Kuetcha Übersetzung). Niemand kann sich bereichern ohne dass die andern auch davon etwas haben. Gemeinwesen. https://keb.global/ecuador/
Die Idee, dass wir arme Menschen bevormunden müssen und ihre Finanzen kontrollieren ist verkehrt! Wir arbeiten gemeinsam, ohne Bevormundung durch Geld…

… einer nahestehenden Person, die jeden Kontakt abgebrochen hatte, und uns dies Jahr schon drei Mal besucht hat, mit rührenden Geschenken.

…der Weisheit der Massai: „Schwierigkeiten als Geschenkt erleben“; eine alte Frau näht einen Quilt als Dank für unsere Quiltgruppe!

… ein Zoomgespräch mit Süd-Korea; Einladung für einen Besuch; Verbundenheit und Solidarität // Brotvermehrung!

… ein Projekt einer Generationen-Gemeinschaft – eine Herausforderung für unsere Zukunft?!

… ein Bruder mit Lungenkrebs, spirituelle Gespräche….

…Michel-Maxime Egger, Überganslabor. Gesamtheitlicher Ansatz- Eco-Spiritualität.
https://painpourleprochain.ch/transition.interieure/

… Gesundheitszentrum Mai Ndombe, DR Congo: der Betrieb wird finanziert durch den Verkauf von Landwirtschaftsprodukten

… Ilanzer Sommer: Begegnung und Dialog https://www.forumfriedenskultur.ch/ilanzer-sommer/

… ein Treffen online mit Sufi-Muslimen « Hizmet » (Dienst) : Was verbindet uns mit ihnen? Drei Pfeiler : Agieren statt reagieren (besonders auf Negatives) – Verpflichtung auf soziale Gerechtigkeit bzw. Brunnen der Güte – Netzwerke des Vertrauens bilden. https://hizmet.ch/

Was wollen wir ?

Fragen und Anregungen zu unserem Auftrag

  • Wesentlich werden… ≠ europäischer Wohlstand, Materialismus
  • Badische Landeskirche: Friedenskirche. Sicherheit neu denken. 2040 ein Szenario ohne Bundeswehr. Schweiz. Friedensrat (siehe Protokoll TFFG vom 26.5.21)
  • Wer sind die Mennoniten? Spektrum ganz rechts bis wenig links. Bienenberg & TFFG?? Ist unser Zielpublikum vorwiegend in den Gemeinden?
  • Selbstermächtigung der Leute fördern. Befreiungstheologie.
  • Dialogfähigkeit – Widerspruch
  • Bildung im Umgang mit neuen Medien (Facebook u.a., Kriegsspiele…); Friedenspädagogik wie und was? Frieden in der Kindererziehung
  • Kontemplation
  • Interreligiöse Verbindungen

Nächstes Treffen im Herbst: Montag, 1. November, 18:00 Stiller Kreis Bahnhofplatz Biel, anschliessend Treffen in Brügg (ab ca 18:50).